Choices & Chances – Zukunft planen ohne Kompromiss?

Studierende, Forschende und Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft diskutierten an der Universität Zürich über die Frage, wie sich Karriere, Familie und persönliche Erfüllung vereinbaren lassen – ohne Kompromisse.

Carolina Müller-Möhl eröffnete den Abend mit ernüchternden Zahlen und Fakten, die aufhorchen liessen: Trotz guter Ausbildung arbeiten in der Schweiz noch immer 58% der Frauen mit 30 Jahren Teilzeit, rund ein Drittel davon sogar weniger als 50%. Das führt zu gravierenden Lücken bei Einkommen, Karriere und Altersvorsorge. Müller-Möhl forderte dazu auf, finanzielle Unabhängigkeit und partnerschaftliche Aufgabenteilung als Grundpfeiler moderner Lebensmodelle zu begreifen.

«Die Teilzeitarbeit hat krasse Folgen und führt leider sehr oft zu einem Leben voller Gaps: dem Gender Time Gap, dem Gender Employment Gap, dem Gender Pay Gap und dem Gender Pension Gap. Aber es gibt auch ein Leben ohne Gaps, ein Leben, in dem Karriere und Familie sich vereinen lassen, wenn man die Verantwortung partnerschaftlich teilt.»

Carolina Müller-Möhl

Was die Forschung dazu beitragen kann, um das Thema Chancengleichheit voranzubringen, zeigte eindrücklich das Impulsreferat von David Yanagizawa-Drott. Der Entwicklungsökonom, der am Department of Economics der Universität Zürich forscht und lehrt, erklärte, wie soziale Normen und Fehleinschätzungen gesellschaftliches Verhalten prägen. Seine Forschung zu «Misperceptions» zeigt: Menschen überschätzen häufig, wie konservativ andere denken, etwa bei der Erwerbstätigkeit von Frauen. Dieses falsche Bild kann Gleichstellung bremsen, während korrekte Information Einstellungen und Handlungen verändern kann.

«People think that others are more conservative than they really are. And if they think that Switzerland is a very conservative country, they might take actions that align with that expectation.»

Prof. David Yanagizawa-Drott

In der anschliessenden Podiumsdiskussion, moderiert durch ECON Alumni Vorstandsmitglied Veronika Ball teilten Sabine Basler (Müller-Möhl Foundation), Laura Meyer (Verwaltungsrätin NZZ) und Pirmin Meyer (allyship.ch) ihre persönlichen Erfahrungen. Dabei betonte Sabine Basler, wie stark traditionelle Rollenmuster noch wirken und wie wichtig frühe Lohnverhandlungen, klare Grenzen und gegenseitige Wertschätzung in Partnerschaften sind. Laura Meyer plädierte für Mut und Offenheit: Chancen ergreifen, Netzwerke aufbauen und den eigenen Weg gehen, auch wenn es den «richtigen Moment» wohl nie wirklich gäbe. Pirmin Meyer hob hervor, dass Gleichstellung nur gelingt, wenn auch Männer Verantwortung übernehmen und aktiv Vorbilder werden.

Die angeregte Diskussion mit dem Publikum drehte sich um Vereinbarkeit von Beruf und Familie, hohe Betreuungskosten, den vermeintlich richtigen Zeitpunkt für Kinder sowie die Frage, wie sich gesellschaftliche Strukturen an Frauen anpassen können. Besonders diskutiert wurde, wie zukünftige Generationen – insbesondere Söhne – für Gleichberechtigung sensibilisiert werden können.

Der Abend endete mit dem Fazit: Gleichstellung ist keine Frage des Geschlechts, sondern der Haltung. Wer den Mut hat, eigene Wege zu gehen, kann Strukturen verändern und damit die Zukunft ohne Kompromiss gestalten.

Kooperationsveranstaltung
Diese Veranstaltung wurde gemeinsam organisiert von taskforce4women und der Excellence Foundation Zurich. Die taskforce4women ist eine Austausch- und Vernetzungsplattform und setzt sich für eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein und für eine in allen Belangen gelebte Gleichstellung. Die Excellence Foundation Zurich ist die Stiftung des Department of Economics der Universität Zürich und fördert den Dialog zwischen Forschung und Gesellschaft.

Impressionen